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Alte Freiheit: Von Elberfelds Marktplatz zum Entree der City

Eins A Elberfeld ist ein Standort mit Tradition: Seit es die Stadt gibt, spielt hier das urbane Leben. Wir erzählen die Geschichte unseres Straßenzuges – und beginnen mit der Alten Freiheit. 

Wer vom Hauptbahnhof kommt, betritt hier die City von Wuppertal-Elberfeld: an der Alten Freiheit. Geprägt wird der einst weitläufigere Platz heute durch die prominente Schwebebahnstation „Döppersberg/Hauptbahnhof“ und durch die City Arkaden, Wuppertals größtes Einkaufszentrum. Gerade durch Letzteres wird eine Tradition fortgesetzt: Ein Ort für Handel und Wandel war die Alte Freiheit, seit es Elberfeld gibt. Das zeigt auch ihr ursprünglicher Name: Alter Markt oder, damals noch gebräuchlicher in der Schreibweise, „Altenmarkt“. So lautete der Name des Platzes bis zur Städtefusion Elberfelds mit seinen Nachbarn Barmen und Vohwinkel sowie Cronenberg und Ronsdorf im Jahr 1929. Weil Barmen auch einen Alten Markt hatte (und bis heute noch hat), wurde der in Elberfeld in Alte Freiheit umbenannt. Dieser neue Name knüpfte an die Freiheit Elberfeld an – jene Siedlung, die vor den Toren der alten Burg Elberfeld lag und die 1610 von den Bergischen Landesherren die Stadtrechte verliehen bekam.

Markt, Gericht und Pranger nördlich der Wupperinsel
Dort, wo heute die Döppersberger Brücke Richtung Hauptbahnhof über die Wupper führt, lagen bis ins 19. Jahrhundert nur eine Furt und die inzwischen völlig überbaute Wupperinsel Brausenwerth, umgeben von häufig überfluteten Bleichwiesen. Nördlich der Furt war seit etwa 1600 der Marktplatz beheimatet. Außerdem befanden sich dort die sogenannte Stadtwaage mit der Marktaufsicht, wo auch Gericht gehalten wurde, sowie ein Pranger. Auf und um diesen Platz spielte sich somit ein Großteil des öffentlichen Lebens der kleinen Stadt Elberfeld ab. Familien aus dem bedeutenden Bürgertum errichteten hier stattliche Häuser in der typisch-bergischen Fachwerk-Schiefer-Bauweise. Seine Funktion als Marktplatz verlor die heutige Alte Freiheit erst ab dem Jahr 1803, als der heutige Neumarkt eingerichtet wurde – dieser war bis dahin der Friedhof der Reformierten Kirchengemeinde Elberfeld gewesen. Der „Altenmarkt“ indes wandelte sich in den folgenden Jahren zu einem repräsentativen Entree der Elberfelder City – und das lag nicht zuletzt an der Eisenbahn.

Aufschwung im 19. Jahrhundert: Prachtbauten begrüßen die Besucher der boomenden Stadt
Denn Elberfeld, die mittlerweile wohlhabende und boomende Textilindustriestadt, wurde bereits in den 1840er Jahren an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1848 wurde der heutige Wuppertaler Hauptbahnhof als Bahnhof der Stadt Elberfeld auf dem Döppersberg errichtet. Mit einer Steinbrücke, dem Vorläufer der heutigen Döppersberger Brücke, wurde er an die Stadt angebunden. In der Folgezeit wurde der Uferbereich der Wupper massiv umgestaltet. Um den einstigen Marktplatz entstanden mehrstöckige, meist klassizistische Wohn- und Geschäftsgebäude, während auf der anderen Wupperseite in Richtung Bahnhof der herrschaftliche Brausenwerther Platz angelegt wurde. 1901 kam die Schwebebahnstation Döppersberg dazu, die 1926 dem heutigen Bauwerk mit dem sogenannten Köbo-Haus Platz machte – dem einzigen Gebäude Wuppertals, das über der Wupper errichtet wurde. Das Ensemble aus urbanen Prachtbauten und der Schwebebahn an der Alten Freiheit war mit das erste, was zahllose Bahnreisende von der blühenden Stadt Elberfeld sahen, und wurde in jener Zeit auch zum beliebten Postkartenmotiv.

Ein neues Gesicht nach dem Krieg: Bahnhofstunnel und Fußgängerzone  
Doch diese Alte Freiheit verschwand in den Bomben des Zweiten Weltkrieges – und nach dessen Ende erhielt Elberfeld ein neues, anderes Gesicht. Zwar kehrten die Geschäfte schnell ans alte Handelszentrum zurück, doch vor neuer Kulisse: Moderne, oft eher nüchterne Bauten ersetzten die klassizistische Architektur. Und wie ein Säbelhieb zerschnitt nun die die heutige Bundesallee/B7 als große Autoverkehrsachse die Stadt zwischen Wupper und Döppersberg. Um den Hauptbahnhof dennoch an die City anzubinden, entschied man sich für eine Tunnel-Lösung: 1961 wurde die Bahnhofs-Unterführung, die B7 und Wupper unterquerte, um an der Alten Freiheit wieder ans Tageslicht zu kommen zu kommen, eingeweiht. Als sie 2015 geschlossen wurde, weinte ihr niemand eine Träne nach – doch Anfang der 1960er Jahre galt sie den Zeitgenossen als großer stadtplanerischer Wurf in Richtung einer moderneren Innenstadt. Ein weiteres Mal schrieb die Alte Freiheit nur wenige Jahre danach Geschichte: 1967 wurden sie und ein Teil der Poststraße zu Elberfelds erster Fußgängerzone. In jener Zeit zogen neben zahlreichen Geschäften etwa das Café Kremer, ein Bowlingcenter oder das Bankhaus Wichelhaus die Besucher an.  

Der Hauptbahnhof ist wieder an die City herangerückt
Und damals entstand auch eine Attraktion, die die Alte Freiheit über Jahre zum Treffpunkt für Jung und Alt machen sollte: der große Döppersberger Brunnen mit Becken und Fontänen, den Wuppertaler Kinder sommers auch mal zur innerstädtischen Mini-Badeanstalt umfunktionierten. 20 Jahre nach seiner Einweihung, im Jahr 1988, wurde der Brunnen allerdings umgebaut, weg vom Becken mit den Fontänen zu einer kleinen Variante mit Steinkugel und Stufenpyramide. Der Grund: Das Wasserspiel war zum Punkertreff geworden, und es war in dieser Zeit ein beliebter Jux, solche Mengen Waschpulver in den Brunnen zu kippen, dass sich regelmäßig Schaumteppiche über die Alte Freiheit ausbreiteten. Der Kugelbrunnen machte diesem Spielchen ein Ende – und doch wurder er schließlich abgebaut und 2003 auf den Willy-Brandt-Platz verlegt, weil der Neubau der City Arkaden an der Ecke Alte Freiheit/Hofaue Platz brauchte. Ein kleines Wasserspiel blieb noch erhalten, doch 2008 wurde auch dieses aufs Trockene gesetzt. Seither vermissen viele Wuppertaler einen Brunnen an der Alten Freiheit – und wer weiß, vielleicht wird er ja im Zuge der Neupflasterung der Straße Anfang der 2020er Jahre wieder auferstehen… 

Die 2001 fertiggestellten City Arkaden indes ziehen heute viele Menschen auf den Platz, haben ihn aber auch schmaler gemacht, sodass er inzwischen eher wie ein Straßenzug wirkt. Neuen Glanz brachte der Alten Freiheit dafür der Umbau des Bahnhofsareals am Döppersberg: Seit der Fertigstellung Ende 2017 ist der Hauptbahnhof wieder oberirdisch an die Innenstadt angebunden, während die B7 nun unter die Erde ausweichen musste. So ist gewissermaßen wieder zusammengewachsen, was zusammengehört: Wie um 1900 gibt es wieder eine durchgehende, repräsentativ-urbane Achse vom Hauptbahnhof über die Alte Freiheit bis zum Neumarkt. Nur Postkarten druckt davon heute niemand mehr – das neue Entree von Eins A Elberfeld wird stattdessen oft und gerne bei Instagram verewigt.